Sonntag, Mai 14, 2006

Björn Böhning in der Frankfurter Rundschau

Nach meiner kleinen Einlassung zum heutigen Parteitag, möchte ich noch einen kurzen Hinweis auf einen Beitrag des Juso-Bundesvorsitzenden Björn Böhning in der FR richten.
Denn er zeigt nicht nur den zunehmenden (medialen) Einfluss Björns, sondern enthält einige überaus interessante Überlegungen und Einsichten.

Er konstatiert eine tiefe Sinn- und Orientierungskrise der alten SPD, die sich im globalen Kapitalismus nicht mehr zurechtfindet und dadurch nicht nur viele Anhänger, sondern auch Möglichkeiten zur poltischen Gestaltung verliert.

Dabei geht er in seiner ökonomischen Analyse besonders auf die Herausbildung eines neuen Finanzkapitalismus ein.
Zu diesem Komplex hat es bereits auf der letzten Juso-Bundeskonferenz in Leipzig eine Diskussion gegeben, die sich an den Begriffen "Finanzkapitalismus" und "finanzgetriebener Kapitalismus" schied und sich um die Frage drehte, ob die Finanzmärkte ein entscheidendes, strukturbildendes Merkmal eines "neuen Kapitalismus" (soweit man davon sprechen kann!), bilden.
Letzlich setzte sich der Ausdruck des finanzgetriebenen Kapitalismus (s. Beschlussbuch Buko 04, S.4) und damit die Ansicht durch, dass wir es mit einem Kapitalismus alter Struktur mit neuen Ausprägungen zu tun haben.
Böhning: Der Finanzkapitalismus beinhaltet neue Logiken, die mit den altbekannten fundamental brechen. Die Bosse der Unternehmen sind nicht mehr die Alleinherrscher, sondern verzweifelte Getriebene ihrer Shareholder. Wenn Manager trotz Profitsteigerungen Massenentlassungen verkünden, ist das moralisch zu kritisieren. Ökonomisch hat es aber eine Logik, die aus den Strukturen von Rating Agenturen, spekulativen Börsenplätzen, Anlegerfonds oder Kapitaleignern resultiert.
Das Konkurrenzprinzip und die daraus folgende Konsequenz nicht nur Gewinne zu erwirtschaften zu müssen, sondern auch noch einen höheren Gewinn als die übrigen Unternehmen, ist schon immer ein inhärentes Merkmal des Kapitalismus gewesen, sogar für ihn konstitutiv.
Die Macht der Finanzmärkte wirkt hierbei noch unterstützend und verstärkend, aber auch nicht mehr.
Die "ökonomische Logik" resultiert also nicht "aus den Strukturen von Rating Agenturen, spekulativen Börsenplätzen[...]" etc., sondern dem Kapitalismus selbst.

Von dieser kleinen Differenzierung abgesehen, über die man streiten kann, ein überaus empfehlenswerter Beitrag.

Artikel in der Frankfurter Rundschau


1 Kommentar:

mo hat gesagt…

betandwin kapitalismus, schöne formulierung :)