Samstag, April 22, 2006

Grundlegende Änderung der Ordnung, Schritt für Schritt

Alex hat in seinem Eintrag (siehe unten) eine Stelle aus dem Berliner Programm zitiert, die ich hier noch mal aufgreifen möchte: "Es ist ihre (der Arbeiterbewegung) historische Grunderfahrung, daß Reparaturen am Kapitalismus nicht genügen. Eine neue Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft ist nötig."

Wie das aber erreichen. Der Gegner, das System, scheint übermächtig, wir alle sind eingespannt, wir kaufen ein und arbeiten, sind Teil des System, stützen und fördern es damit. Gleichzeitig ist es fast unmöglich sich außerhalb des Systems zu stellen, wenn man Teil der menschlichen Gesellschaft bleiben möchte. Gewaltsame Umstürze bringen zwangsläufig Leiden mit sich und bergen die große Gefahr von Chaos und Diktatur.

Deswegen muss die Veränderung Schritt für Schritt erfolgen. Wir Menschen sind vielleicht wirklich noch nicht "bereit" für eine klassenlose Gesellschaft, in welcher der Mensch dem Menschen "Freund" und nicht mehr Konkurrent ist. Aber wir können uns auf den Weg dort hin begeben, es gibt viele, realistische Ansätze und Reformen.

Ein zentraler Punkt für die sozialistische Bewegung, besonders aber auch für uns Jungsozialisten, ist die Bildung. Unserem jetztigen Schulsystem, abgesehen von seinen offensichtlichen Wissensvermittlungsschwierigkeiten, mangelt es vorallem an einer Werteerziehung und Verstandesausbildung die endlich eine Abkehr vom reinen Konkurrenz- und Leistungsprinzip herbeiführt, das die freien Wirtschaft unablässig fordert.
Gleichzeitig sorgt das dreigliedrige Schulsystem für frühste Selektion und schafft unter anderem damit große soziale Ungerechtigkeit. Deswegen ist eine Überwindung des Selben unbedingt notwendig.

Auch in der Arbeitswelt, in der der einzelne Arbeitnehmer immer weiter unter Druck gerät, können, anstatt reiner Begünstigungen der Großunternehmer, einige Schritte die Problematik entschärfen. Mindestlohn, sinnvolle Investitionsprogramme, Steuern und Gesetze auf europäischer Ebene oder sogar weitreichende Überlegungen wie ein bedingungsloses Grundeinkommen sind Ansätze um die es zu streiten gilt.

Zu guter Letzt war und ist für uns Sozialdemokraten die Freiheit ein zentraler Wert. Damit ist nicht eine Freiheit der Marktes, eine Freiheit der Ausbeutung gemeint, wie man etwa in der CDU gerne kommuniziert, sondern die Freiheit jedes einzelnen Menschen sein Leben zu bestimmen. Unser demokratisches System scheint diesem Anspruch nicht mehr zu genügen. Viele sagen "Nützt doch alles nichts" und gehen garnicht mehr zur Wahl.
Deswegen ist die Einführung bzw. Stärkung von plebizitären Elementen, von neuen Wahlmodellen und ein langsamer Übergang zu einer tatsächlichen Mischform von repräsentativer und direkter Demokratie für uns ein wichtiger Ansatz.

Dieser kleine Rundumschlag soll nur einige der Möglichkeiten zeigen, über die man sich Gedanken machen kann und sollte, über die man durchaus auch kontrovers, kritisch und differenziert unter Linken selber streiten kann.
Er soll aber vorallem zeigen, dass das ewige Gerede von den "gebundenen Händen" Quatsch ist. Wer handeln und verändern will, kann das auch. Es ist nicht leicht, aber es geht.

Und, ein guter Anfang ist natürlich auch selber ein bewusstes Leben zu führen, aber damit tut sich verständlicher Weise jeder von uns schwer :)

Zu einigen der Themen werden wir bestimmt auch in Zukunft noch mehr veröffentlichen, wer sich informieren möchte, dem seien folgende Webseiten ans Herz gelegt:

http://www.mehr-demokratie.de/
http://www.archiv-grundeinkommen.de/
http://www.mindestlohn.de/

Grüße,
Morten


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