Montag, März 05, 2007

Montagsgedicht

Ithaka

Wenn du deine Reise nach Ithaka antrittst,
so hoffe, dass der Weg lang sei,
Reich an Entdeckungen und Erlebnissen.
Die Lästrygonen und die Zyklopen,
Den zornigen Poseidon, fürchte sie nicht;
Solche findest du nie auf deinem Weg,
Wenn deine Gedanken erhaben bleiben, wenn erlesene Gefühle
Deinen Geist und deinen Körper beherrschen.
Den Lästrygonen und den Zyklopen,
Dem wilden Poseidon, ihnen wirst du nicht begegnen,
Wenn du sie nicht in deiner Seele trägst,
Wenn deine Seele sie nicht vor dich stellt.

Hoffe, dass der Weg lang sei,
Voll Sommermorgen, wenn du,
Mit welchem Vergnügen, mit welcher Freude,.
In bisher unbekannte Häfen einfährst.
Unterbrich deine Fahrt in phönizischen Handelsplätzen.
Und erwirb schöne Waren,
Perlmutt, Korallen, Bernstein und Ebenholz,
Allerlei berauschende Essenzen,
Soviel du vermagst an berauschenden Essenzen.
Besuche viele ägyptische Städte,
Und lerne mehr und mehr von den Gelehrten.

Bewahre stets Ithaka in deinen Gedanken.
Dort anzukommen ist dein Ziel.
Aber beeile dich auf der Reise nicht.
Besser, dass sie lange Jahre dauert,
Dass du als alter Mann erst vor der Insel ankerst,
Reich an allem, was du auf diesem Weg erworben hast,
Ohne die Erwartung, dass Ithaka dir Reichtum schenkt.

Ithaka hat dir eine schöne Reise beschert.
Ohne Ithaka wärst du nicht aufgebrochen.
Jetzt hat es dir nicht mehr zu geben.

Und auch wenn du es arm findest, hat Ithaka
Dich nicht enttäuscht. Weiser geworden, mit solcher Erfahrung
Begreifst du ja bereits, was Ithakas bedeuten.

Konstantinos Kavafis, 1911


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